Kompakte, intensive Schulung in kleiner Gruppe: Curriculum Implantologie des DZOI erfüllt hohe Erwartungen

Vom 24. bis 29. September 2012 fand der Blockunterricht des diesjährigen Curriculums Implantologie des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI) an der Georg-August-Universität in Göttingen statt. Auch als Einstieg in die Masterausbildung eignet sich die Lehrveranstaltung. Dr. Thomas Meißner aus Berlin nahm daran teil und hat seine Eindrücke in einem Erfahrungsbericht zusammengefasst.

Der Prolog
Ich – 35 Jahre jung – angestellter Zahnarzt in einer größeren Berliner Zahnarztpraxis mit implantologischem Tätigkeitsschwerpunkt, habe am diesjährigen, einwöchigen Implantologie-Curriculum des DZOI an der Universität Göttingen teilgenommen. Damit Kollegen, die selbst vor der Entscheidung stehen, eine implantologische Weiterbildung zu besuchen, sich ein genaueres Bild hiervon machen können, schildere ich im Folgenden meine Beweggründe und Eindrücke.

Das Curriculum
Ausschlaggebend für mich, dieses Implantologie-Curriculum zu wählen, war der enorme zeitliche Vorteil im Vergleich zu Kursen anderer Verbände. Das Lern-Modul, welches die nötigen theoretischen und praktischen Grundlagen des Implantierens enthält, war mit seinen sechs aufeinander folgenden Kurstagen an der Universität Göttingen für mich sehr gut zu terminieren. Es wird alles aus einer Hand gelehrt (keine widersprüchlichen Empfehlungen der Referenten), d. h. eine etablierte Lehrmeinung vermittelt. Außerdem entfällt durch den Blockunterricht viel unnötige Fahrerei. Die Tatsache, dass der Kurs auf eine kleine Teilnehmerzahl begrenzt war, machte eine intensive, individuell abgestimmte Schulung möglich. Auch die anschließenden freiwählbaren Hospitationstage, schienen für mich ein schlüssiges Konzept zu ergeben.

Am Montag, den 24. September, war es nun soweit und Josef Pertl, Leiter der DZOI-Geschäftsstelle, empfing die wissbegierigen Teilnehmer im Universitätsklinikum Göttingen. Es war ein bunt gewürfelter Haufen von jung bis mittelalt, vom implantologischen Neuling bis hin zum Oralchirurgen. Für die älteren und erfahreneren Kollegen, die teils seit Jahrzehnten schon implantieren, stand der forensische Aspekt eines Curriculums im Vordergrund. So scheint bei gerichtlichen Auseinandersetzungen der Nachweis eines solchen Kurses immer wichtiger zu werden.

Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke, Oberarzt der Abteilung MKG-Chirurgie der Universität Göttingen, dem die Leitung und Organisation des Kurses oblag, hatte somit keine leichte Aufgabe. Denn jeder Teilnehmer brachte andere Voraussetzungen und somit differierende Erwartungen an den Kurs mit. Doch durch die straffe Kurszusammenstellung, kurze Wege und ein gutes Zeitmanagement, konnten wir alle ein sehr großes Spektrum an Stoff durchnehmen. Bei 15 Referenten und circa 30 Vorträgen bzw. praktischen Übungen war dies sicherlich nicht verwunderlich, so dass auch die schon etwas erfahreneren Kollegen noch viel profitieren konnten. Trotz alledem war aber noch genügend Zeit, um auf die zahlreichen Fragen der einzelnen Teilnehmer einzugehen, die meist zu aufschlussreichen Diskussionen führten. Prof. Engelke war dabei nicht nur Organisator, sondern auch selbst Referent zahlreicher Vorträge. Mir persönlich haben seine Berichte, der von ihm selbst durchgeführten Operationen mittels Endoskops (Osteotomien, Augmentationen), besonders imponiert.

Sämtliche Vorträge hier inhaltlich zusammen zu fassen, würde allerdings den Rahmen sprengen, sodass ich hier stellvertretend einen kurzen Überblick gebe:

Die Grundlagen
Den Anfang machte Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Georg Jacobs mit einem historischen Überblick zur Entwicklung der verschiedenen Implantatarten sowie der Weiterentwicklung der synthetischen Knochenersatzmaterialien. In einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Günter Wiese („Der Osteoblasten-Flüsterer“) wurde sehr detailliert und auf hohem wissenschaftlichen Niveau die Knochenphysiologie erläutert, wodurch auch Zusammenhänge mit allgemeinmedizinischen Erkrankungen wie Osteoporose oder Bisphosphonat induzierter Kiefernekrose (ONJ) besser verständlich wurden.

Die Praktiker
Dr. Stefan Klotz („Der Brückenbauer“) schaffte es gekonnt mit seiner jungen dynamischen Art, die Kluft zwischen Chirurgie und Prothetik zu überbrücken: Um ein erfolgreicher Implantologe zu werden, sollte man die Person des Chirurgen, der ein Implantat entsprechend des vorhandenen Knochenangebots setzt, und die Person des Prothetikers, der eine ästhetisch ansprechende Versorgung darauf zu gestalten hat, in sich vereinen. P. D. Dr. Dr. Arwed Ludwig („Der Augmentator“) zeigte die Möglichkeiten der modernen MKG-Chirurgie, um Patienten mit ausgedehnten Traumata (Le-Fort I-∞) bzw. Zuständen nach Tumorresektionen zu rehabilitieren. Riesige Augmentationen mit Knochenblöcken aus unterschiedlichster Spenderregion kommen hier zum Einsatz. Auch wenn ich selbst nie diese Operationen durchführen werde, war es ein höchst interessanter Blick über den Tellerrand.

Die Umsetzung
Vervollständigend und gleichermaßen auflockernd neben den Vorträgen waren die praktischen Kurseinheiten, die dann überwiegend nachmittags stattfanden und ebenfalls von Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke betreut wurden. So bestand durch die guten Beziehungen zur anatomischen Fakultät die Möglichkeit, Implantate am Humanpräparat zu setzen. Ich sehe hierin gegenüber den tierischen Präparaten den Vorteil, dass wir es mit realen anatomischen Gegebenheiten zu tun hatten und uns dadurch noch besser für die erste eigene Implantation am Patienten vorbereiten konnten. Darüber hinaus standen synthetische Modelle mit unterschiedlichem Detailgrad zur Übung der Implantatinsertion zur Verfügung. Auch hier konnten diverse Knochenaugmentationstechniken, wie z. B. die Umkehrplastik, die Entnahme eines autologen Knochentransplantats, des Bonesplittings und der interne und externe Sinuslifts geübt werden. Ermöglicht hat dies unter anderem die Firma Dentaurum, die uns mit allem, was für das Operieren benötigt wurde, ausgestattet hat: darunter diverse Implantatgrößen, Osteotome, Meißel, Osteosyntheseschrauben, Meshgitter, synthetisches Knochenersatzmaterial usw. Die ursprüngliche Materialliste an mitzubringenden Instrumenten war dadurch hinfällig geworden. Bedanken möchte ich mich bei den beiden sehr hilfsbereiten Mitarbeitern Jochen Talmon und Kerstin Illgen, die eine angenehm zurückhaltende Art hatten.

Abschließend kann ich sagen, dass dieses Curriculum meine Erwartungen bestens erfüllt hat. Ich fühle mich nun mit diesem Background in der Lage, meine erste Implantation sicher eigenständig durchzuführen.

Curriculum Implantologie des DZOI an der Universität Göttingen Termine 2013:
08. bis 13. April 2013
23. bis 28. September 2013

Infos und Anmeldung:
Deutsches Zentrum für orale Implantologie e. V.
0871 – 66 00 934, office@dzoi.de
www.dzoi.de

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